Die Wallfahrtskirche zu Quinau zuletzt bearbeitet am 23.11.01
Der Ursprung Quinaus und seines Gnadenbildes
Die alte Ortsbezeichnung Kvitnov deutet auf eine Zeit hin in der dieses Gebiet überwiegend von Slawen bewohnt wurde vor ca. 900 Jahren. Die Entstehung des Wallfahrtsortes mit Gnadenbild der Mutter Gottes und der ersten Kapelle wird durch fromme Legenden wiedergegeben:

Ein Knabe namens Josef hütete die Herde seines Herrn an der Stelle wo jetzt die Kirche steht. Er begann einmal aus Unwillen über das Vieh zu fluchen. Augenblicklich ertönte eine Stimme: "Josef unterlass deinen Zorn, du beleidigst meinen Sohn Jesus."
Erschrocken blickte Josef in die Richtung aus der die Stimme kam und sah in einer Felsennische ein Marienbild. Er fiel auf die Knie und bat um Verzeihung. Darauf baute er eine kleine Kapelle aus Steinen und Sträuchern um das Marienbild und verrichtete täglich seine Andacht.
Er verschwieg längere Zeit sein Erlebnis. Als er krank wurde gab er sein Geheimnis preis und ließ sich auf den Berg zu dem Marienbild tragen. Dies geschah, wie die Legende berichtet, am 4. September 1342.
Der Bauer bei dem Josef bedienstet war nahm das Bild und bewahrte es behutsam auf, doch bald stand es durch wundersame Weise wieder auf dem Berg. Man kam nun überein im Dorf eine Kapelle zu bauen um das Marienbild in nächster Nähe zu haben. Doch das aufgeschlichtete Baumaterial fand sich bald auf dem Hügel wieder, wo ursprünglich das Marienbild gefunden worden war. Den Bürgern war der Kapellenbau auf dem felsigen Hügel nicht erwünscht; aber in den Vorkommnissen erblickten sie den Finger Gottes. Sie sprengten den Felsen und gewannen so den nötigen Bauplatz.
Graf Martin Gallus Babellus (?) von Lobkowitz, der Grundherr, gab die Erlaubnis zum Kapellenbau.

Das Bild der Mutter Gottes und sein Standort
Das Bild der Mutter Gottes ist ca. 60 cm hoch und aus Holz geschnitzt. Die Hände und Arme sind abweichend von den meisten Mariendarstellungen aufwärts erhoben. Das Bild ist gewöhnlich mit einem Kleid und Mantel  angetan und mit einer Krone versehen. Der Standort, in einer Nische auf dem Hochaltar, soll genau dem entsprechen wo es von Uranfang an sich in einer Felsennische befand.
Auf Bitten der Wallfahrer wird das Gnadenbild von seinem Platz genommen um es zu verehren.

Geschichtliche Daten

Die Reformation machte auch vor Böhmen nicht halt. Mitte des 16. Jahrhunderts war das Gebiet um Quinau größtenteils lutherisch. Als Georg von Lobkowitz, ein Katholik,  die Herrschaft über Rothenhaus antrat, gründete er 1591 ein Jesuitenkloster in Komotau und übergab den Jesuiten des Gnadenbild zu Quinau und die dortige Kapelle zur Obhut. Die Kapelle war damals so groß wie der Teil des heutigen Hochaltares (Presbyterium).
Nach der Gegenreformation und Ende des 30jährigen Krieges war Böhmen weitestgehend wieder katholisch. Im Zuge der Erneuerung stellten auch die Gläubigen bald größere Anforderungen an die Wallfahrtskapelle.

Bautätigkeiten
1669 wurde ein Türmchen mit Glocke erbaut sowie der Altar erneuert. 1674 wurde die Kapelle erweitert und die Sakristei  angebaut. Auch einen Predigtstuhl, allerdings im Freien, wurde angebracht und im Jahr 1695 durch einen in der Kirche, als Geschenk der Jesuiten, ersetzt.
1674 wurde der Vorplatz der Kirche erneuert und vergrößert.
1681 wurde der Turmbau an der Epistelseite des Kirchenschiffes (rechte Seite) begonnen. Am 30. August 1685 wurde die Einweihung des Kirchturms mit einer zweiten Glocke feierlich begangen. In den kupfernen Turmknopf wurde eine Pergamentrolle eingelegt. Sie enthielt die Namen des damaligen Papstes Innocenz XI., des Kaisers Leopold, des Erzbischofes von Prag, des Komotauer Jesuiten-Rektors Koblitz und der Jesuiten die in Komotau lebten. Hervorzuheben ist Arnold Angelus welcher Bücher und Gedichte in lateinischer und griechischer Sprache verfasste. Ferner wurden die Richter der um Quinau liegenden Ortschaften, Pfarrer Hille aus Platten, die Kirchenväter, die Musikanten (Komotauer Gymnasialstudenten) und ein Mäzen Graf Ferdinand Hrzan auf Rothenhaus genannt. In einer Kupferschatulle wurden die Reliquien einiger Heiligen beigefügt. Der Kupferschmied, welcher den Turmknopf angefertigt hatte, war J. Weiß aus Komotau.

Bereits 1685 war neben der Kirche ein eigenes Gebäude unter dem Namen Speisehaus "Kuchel" aufgeführt für Geistliche die in Quinau übernachten mussten. Seit 1815 wird an dieser Stelle der Wachsverkauf durchgeführt.

Der Weg zur Kirche war früher sehr beschwerlich und steil. Der Jesuiten-Rektor Sunek, Schutzherr über die Kirche, beschloss daher steinerne Stiegen herstellen zu lassen. Die erforderliche Fläche von 846 qklftr  kaufte er dem Bauer Berthold ab. In dem Kaufvertrag datiert vom 24. Sept. 1749 wurde die Klausel eingeschlossen, dass der Bauer zugleich die Verpflichtung zu übernehmen habe, die Kutsche und die Pferde der Komotauer Jesuiten zur Wallfahrtszeit unterzubringen wofür er 45 kr. Extraentgelt verlangen dürfe.
1767-68 wurden einige Pyramiden an der Stiege und eine eiserne Gittertür angebracht.

1793 wurde die seit längerem bestehende äußere Kapelle (Arme-Seelen-Kapelle) mit einem Altar und einer Statue des Erzengels Michael aus der Plattener Kirche (dort überflüssig geworden) erneuert.

1807 wurde eine neue Orgel eingebaut. 1817 wurde die Kirche und die Sakristei für ca. 1000 Gulden renoviert. 1831-32 wurde der Hochaltar 1834 der Anna-Altar und der Johann-Nepomuk-Altar ausstaffiert. Der Kirchturm wurde ebenso einer grundlegenden  Renovierung unterzogen.
1850 fasste Pfarrer Richler den Plan einen Kreuzgang um die Kirche zu bauen. Der Bau wurde zwar nicht verwirklicht doch von den eingegangenen Beträgen konnte die Umfassungsmauer errichtet werden , die an mehreren Stellen einen kapelleartigen Bogen bildet. 1891 wurde ein solcher Bogen gegenüber dem Hauptportal zu einer Kapelle vollständig ausgebaut. 1869 wurden der Haupt- und Seitenaltäre gänzlich renoviert und die Kirche ausgemalt. Im Jahr 1892 wurde die Hinterseite (Wetterseite) der Kirche ganz renoviert und mit einem starken Zementputz versehen. !893 wurde das Kircheninnere neu ausgemalt. 1899 erhielt die Wallfahrtskirche eine neue Orgel.
1906 wurden die beiden Seitenaltäre und 1907 der Hauptaltar für 1100 kr. neu ausstaffiert.

Die Wallfahrten
Da die Quinauer seit jeher als Gnadenort betrachtet wurde hat es dort an Wallfahreren nie gemangelt.
Eine der älteren organisierten Prozessionen die sich "mit dem Schulmeister und Voraustragung von Fahnen" nach Quinau begab, war die von Eidlitz
Der Gebirgsort Krima veranstaltete 1693 eine Prozession. Die Fahnenträger bekamen damals laut Kirchenrechnung 24 kr. Diese beiden Orte waren sicher nicht die ersten und einzigen die in der Zeit um Mariä-Heimsuchung nach Quinau zogen. Es ist allerdings belegt,dass die Prozessionen Anfang des 18. Jahrhunderts an Zahl und Größe zunahmen was wohl mit dem mehr entfalteten katholischen Leben jener Zeit zu erklären ist. Die meisten Gebirgsorte wie Sonnenberg, Weipert und Schmiedeberg wallfahrten regelmäßig seit 1700. Komotau seit 1714. 1716 wurde erste Prozessionen mit "Pauken- und Trompetenschall" geführt.
Während der Wallfahrtszeit begaben sich einige Jesuiten aus Komotau nach Quinau um den Wallfahrern die Beichte abzunehmen. An Komunikantenwein, in früheren Zeiten wurde zur Hl. Kommunion auch Wein gereicht, wurde 1697 whrend der Wallfahrtszeit ca. 1½ Eimer verbraucht.

Nach Auflösung des Jesuitenorden in 1773 gingen seine Besitzungen an den Staat (Studienfond) über, so auch Quinau. Dies tat jedoch den Wallfahrten keinen Abbruch. Die Kirchenordnung wurde von dem Plattener Pfarrer und Kaplan weitergeführt. 1774 hatten sich zur Wallfahrtszeit in Quinau 58 Geistliche eingefunden. Graf von Kulhanek, der oberste Verwalter der ehemaligen Jesuitengüter bewilligte ddt. 5. Feber 1775 "dem Plattener Pfarrer bereitwilligst 24 fl.(Florin) zum Unterhalt der Aushilfsgeistlichen" während der Wallfahrtszeit.

Durch k. k. Hofdekret ddt.21. März bzw. 26. Juli 1785 wurde das Wallfahrten allgemein verboten. Um dieses Verbot zu umgehen verzichtete man auf die organisierten Wallfahrten und pilgerte in zahlreich in kleinen Scharen nach Quinau. Der Wallfahrtsdrang ließ sich trotz neuer k.k. Hofdekrete nicht unterbinden. 1793 gab das Consistorium von Leitmeritz sein Missfallen kunt, dass das prozessionsweise Wallfahrten den allerhöchsten Gesetzen zuwider in diesem Jahr mehr denn je überhand genommen habe. Man trug sich mit dem Gedanken die Quinauer Kirche zu schließen und das Gnadenbild an die Plattener Kirche zu übertragen. Um diese Zeit (1806/7) brach in Komotau eine Typhusepedemie aus. Das drängte die Gläubigen zum Beten und Wallfahren. Aus diesem Grund zogen im April große Prozessionen aller umliegenden Orte trotz Verbotes nach Quinau. Im Juli, in der eigentlichen Wallfahrzeit, zählte man 8000 Kommunikanten.
Am 6. August 1807 wurde per Gubernialdekret (landesfürtl. Verwaltungsbehörde, Landeshauptmann) verfügt, dass die Quinauer Wallfahrtskirche offen bleiben darf, allerdings mit der Bedingung, dass die Gemeinde Quinau bzw. die 6 Gemeinden des Plattener Kirchspiels für die Erhaltung der Kirche zu sorgen haben. Am 10. August 1814 wurde dies im Rothenhauser Amt in Gegenwart des kaiserlichen Kommisärs und der Vorsteher der 6 Patronatsgemeinden feierlich besiegelt.

Beraubung der Wallfahrtskirche
Die Geschichte von Quinau weiß von einem Einbruch in die Kirche im Jahr 1690. Es wurde die Sakristei geöffnet aber nichts geraubt, "weil die Diebe von einem unnennbaren Schrecken erfaßt, es geraten fanden, dvon zu rennen, ohne etwas mitzunehmen". 1709 wurde die Kirche bestohlen ( keine weitere Angabe). 1762 am Ignatiusfest wurde der Quinauer Schatz, der im Jesuitenkolleg verwahrt wurde von den Preußen unter dem kommandierenden General von Kleist geraubt.
Am 30. März 1827 wurde die Kirche erneut beraubt. Das Marienbild, verschiedene Kirchengeräte, der Tabernakel wurde aufgebrochen und das Allerheiligste entwendet. Der Pfarrer von Havran bei Brüx nahm die Diebe gefangen und brachte die geraubten Stücke nach Quinau zurück.
In der Nacht vom 18. auf 19. Juni 1900 wurde die Wallfahrtskirche aufgebrochen und alle Kirchengefäße und weitere wertvolle Gegenstände  geraubt. Die Räuber wurden zwar in Wien festgenommen aber der größte Teil der gestohlenen Sachen war bereits veräußert. Die Kirche erlitt dadurch einen Schaden von 500 fl.(Florin) = 1000 kr. Bei der 14 Tage darauf zur Sühne dieses Sakrileges abgehalten Andacht kamen soviele Spenden ein, dass ein neuer Kelch und eine  Monstranz gekauft werden konnte.

 

 

 

 

 

 

Zeichnung der Erscheinung von Quinau von G.Zindel